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Verkehrsunfall: Warum werden Menschen zu Unfalltouristen?

Gaffer als Unfallouristen. Nach einem tödlichen Verkehrsunfall bei Manebach im Ilm-Kreis am 15. Juni haben „Spaziergänger“, Radfahrer und Autofahrer Rettungskräfte behindert und bepöbelt. Am Ende musste die Polizei Nagelbänder auslegen, um sich den nötigen Freiraum zu schaffen. Was ist los in unserer Gesellschaft?

Das Belohnungssystem unseres Gehirns spielt beim Beobachten und insbesondere Gaffen eine maßgebliche Rolle. Werden wir direkter Beobachter einer gefährlichen Situation, sind Hormone wie Adrenalin unterwegs, die uns in einen Notfallmodus versetzen, der dem Selbstschutz dient. Schutzreflexe, Flucht, Verteidigung oder Angriff, bis zu einem gewissen Grade sind solche Reaktionen auch normal.

Kritisch wird es, wenn dieser Zustand quasi zum „Dauerzustand“ wird oder eine Gruppendynamik bekommt.

Dass es heute vermehrt Leute gibt, die in solchen Situationen das Handy nicht zücken, um den Notruf zu wählen, sondern um Bilder zu machen, hat bereits den Gesetzgeber auf den Plan gerufen. Dieses Verhalten ist mittlerweile ein Straftatbestand, möglich sind Geldstrafen oder bis zu zwei Jahre Gefängnis.

Von Thomas Becker, MDR Thüringen: Das Radio

21.06.2021

 

https://www.mdr.de/mdr-thueringen/redakteur-gaffer-unfall-100.html

zum Thema außerdem:

https://www.researchgate.net/publication/320504876_Gaffen_40_-_Schneller_auf_Youtube_als_im_Rettungswagen_Kriminalpsychologische_Annaherung_an_den_hasslichen_kleinen_Bruder_der_Neugier

http://dr-gasch.de/tag/gaffen-4-0/

https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/gaffen-als-droge-warum-viele-so-schwer-davon-loskommen