„Die Lust an der Sensation“ NACHTCAFÉ vom 22.09.2023

Ursula Gasch zu Gast im Nachtcafe bei Michael Steinberecher:

https://www.ardmediathek.de/video/nachtcafe/die-lust-an-der-sensation/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE5MjYzMzk

Gaffer behindern Polizei und Rettungsdienste, Schaulustige fotografieren Menschen, die ums Überleben kämpfen und Videos von Messerstechereien gehen viral. Auch in der Kunst hat das Spiel mit dem Entsetzen einen festen Platz.

„Gaffen 4.0 – schneller auf Youtube als im Rettungswagen“

https://www.researchgate.net/publication/320504876_Gaffen_40_-_Schneller_auf_Youtube_als_im_Rettungswagen_Kriminalpsychologische_Annaherung_an_den_hasslichen_kleinen_Bruder_der_Neugier

Beitrag erschienen in der Fachzeitschrift Kriminalistik 10/2017  71(10) pp. 571 – 577

Die Lust an spektakulären Ereignissen, bei denen andere Menschen Leid erfahren, ufert in den letzten Jahren nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ aus. So schildert bereits die Polizei betreffend einen Fall in Hagen (2016), bei dem ein Mädchen von einem Auto erfasst und schwer verletzt wurde, auf ihrer Facebook-Seite: „Polizisten in der Absperrung habt ihr gefragt, ob sie mal zur Seite gehen können, damit ihr besser filmen könnt. Unfassbar!“ Immer öfter fordern sogenannte Gaffer einen gefühlten Anspruch auf Teilhabe am Geschehen ein und scheuen sich nicht, diesen auch aggressiv und rücksichtslos durchzusetzen. Der Beitrag beleuchtet historische und konzeptionelle Zugänge zur Entwicklung eines an sich nicht neuen, jedoch in seinen neuzeitlichen Ausprägungen und Auswüchsen zunehmend bedrohlichen Phänomens. Besondere Berücksichtigung findet dabei der Aspekt der fortschreitenden Technisierung und Digitalisierung der menschlichen Lebenswelt sowie die Wechselwirkung von virtueller und realer Sozialisation (Mindset-Problematik). Weiter werden juristische Gesichtspunkte sowie die Frage, ob dem ausufernden Verhalten von Gaffern durch Gesetze oder andere Maßnahmen Einhalt geboten werden kann, diskutiert.