Tagesgeschäft Entführung – notfallpsychologische Strategien von Opfern, die überlebten

Vorgestellt auf der 6. Internationalen Tagung zur Krisenintervention und Notfallpsychologie 2007 an der Universität Innsbruck am 21.-23. September 2007.

Dr. Ursula Gasch hat dabei u.a. ihren Beitrag „Tagesgeschäft Entführung – notfallpsychologische Strategien von Opfern, die überlebten“ vorgestellt.

Abstract:

Die statistische Gefahr, Opfer einer Geiselnahme oder Entführung zu werden, rückt unter Berücksichtigung der Berufsgruppenzugehörigkeit in vergleichsweise greifbare Nähe. Das gilt neben den zu den hochrisikoreichen Berufen zählenden Tätigkeiten im Inland (z.B. Bankangestellte oder Bedienstete einer Justizvollzugsanstalt), aber noch um ein vielfaches mehr und zunehmend für in Krisenherden tätige Arbeitnehmer wie z.B. Einsatzkräfte oder Journalisten und Touristen. Ohnehin ändert keine statistische Relativierung etwas daran, dass ein Entführungsopfer immer zu 100 Prozent betroffen ist. Den bitteren Geschmack dessen kennen neben den Opfern die militärischen und polizeilichen Spezialeinsatzkräfte, zu deren Aufgaben die Auseinandersetzung mit dem Phänomen zunehmend zählt sowie die die Opfer notfall-psychologisch betreuenden sowie therapeutisch tätigen Helfer.

Im Fokus des Beitrags steht neben den Risiken, die eine Person im Herkunfts- oder Ausland zur potenziellen Zielscheibe für eine Geiselnahme bzw. Entführung werden lassen können, die opferspezifische Perspektive – die Geiselsituation und das Erleben aus Sicht des Opfers. Dabei geht es um die Vermittlung im Rahmen langjähriger polizeilicher Verhandlungsgruppenerfahrung und in der Betreuung und Therapie von Opfern dieser Delikte gesammelten Erkenntnisse, welche Verhaltens- und Handlungsstrategien vor, während und nach einer solchen Situation für das psychische (und physische!) Überleben des Betroffenen von essentieller Bedeutung sein können.