Verhandlungsgegenstand Mensch: Das Phänomen Entführung aus integrativ kriminalpsychologischer Sicht

Fachzeitschrift Trauma & Gewalt. Forschung und Praxisfelder, Heft 03 / 2008, S. 192 – 202.

Abstract:

Die statistische Gefahr, Opfer einer Geiselnahme oder Entführung zu werden, rückt bereits unter Berücksichtigung von Berufsgruppenzugehörigkeit in vergleichsweise greifbare Nähe. Das gilt z.B. für die zu den hochrisikoreichen Berufen zählende Tätigkeit als Bedienstete/r einer Justizvollzugsanstalt. Unter Globalisierungsaspekten steigt das Risiko noch um ein vielfaches: nämlich für in Krisenherden tätige Personen wie beispielsweise Einsatzkräfte oder Journalisten. Auch Privatunternehmer und ihre Angestellten geraten zunehmend in das Visier der auf Entführungen spezialisierten Täter. Mittlerweile hat sich eine regelrechte Entführungsindustrie ohne Grenzen formiert.

Im Fokus des nachfolgenden Beitrags steht neben Hintergründen des Phänomens „Entführung“ die perspektivische Betrachtung der verschiedenen Stadien einer Entführung. Psychologische Korrelate der verschiedenen Stadien auf Opfer- und Täterseite finden genauso Berücksichtigung wie Verhaltens- und Handlungsstrategien eines Opfers, die für das psychische und physische Überleben von essentieller Bedeutung sein können. Weiter stellt sich die Frage, ob es Charakteristika von Personen, gibt, welche dazu beitragen, eine Entführung besser zu überstehen als andere. Zentrales Anliegen der Autorin ist die Vermittlung im Rahmen langjähriger einschlägiger polizeilicher Einsatz- und Beratungstätigkeit sowie in der Betreuung und Therapie von Entführungsopfern gesammelten Einblicke sowie Erkenntnisse und die Darstellung der internationalen Befundlage zu dieser Thematik.